Sekten

Der Mann mit dem Wachturm an der Straßenecke. Oder der Schauspieler aus Hollywood. Scientologen und Zeugen Jehovas: zwei der derzeit bekanntesten „Sekten“. Ist Scientology eine Kirche oder ein Wirtschaftsunternehmen? Gehören Zeugen Jehovas zu einer Glaubens- oder einer Zwangsgemeinschaft? Diese Fragen sind immer wieder heftig umstritten. Ebenso wie der Begriff Sekte.

Das Wort „Sekte“ leitet sich vom lateinischen „sequi“, „folgen“ ab. Meist wird es negativ verwendet, ist aber ursprünglich wertfrei. Gemeint ist eine Gruppe, die nicht den allgemeingültigen religiösen, philosophischen oder politischen Glaubenslehren folgt sondern ihren eigenen Lehren und Lehrern.

So wurden die ersten Christen als „Sekte der Nazarener“ bezeichnet. Das Christentum ist demnach als Sekte aus dem Judentum hervorgegangen. Abspaltungen gehören von Beginn an zur Geschichte aller Religionen. Der Apostel Paulus klagt immer wieder über solche „Häresien“ in der Gemeinde (1. Korinther 11,19) Die Frage, wie Sekten zu bewerten sind, ist eine Frage des Blickwinkels und zieht sich durch die Kirchenhistorie.

Die Alte Kirche als auch die Kirche des Mittelalters kämpft mehr oder weniger gegen „Häretiker“, Ketzer, Irrlehrer. Die römisch katholische Kirche bezeichnet Martin Luther als Sektierer und die Protestanten – bis ins 20. Jahrhundert hinein als Sekte, „secta lutherana.“

Die moderne Religionswissenschaft ersetzt das schillernde Wort „Sekte“ inzwischen durch Begriffe wie „religiöse (Sonder-) Gemeinschaft.“ Typische Merkmale der unzähligen Gruppen sind schwer auszumachen. Einige (mögliche) Kriterien:

  • Gehorsam gegenüber der Gruppe
  • Autorität eines (religiösen) Führers
  • Annahme einer unbedingten (Heils-) Lehre
  • Annahme eines oft einfachen Weltbilds
  • Abgrenzung von Kirche und Welt
  • Abschottung von Familie und Freunden
  • Abschottung der Kinder (Verbot von Arzt-oder Schulbesuchen)
  • Ausbeutung der Mitglieder (wirtschaftlich, emotional, sexuell)

Weitere Infos: www.ekd.de/ezw/ Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen