Der Eisenacher Bachchor kann in diesem Jahr sein 90. Gründungsjahr feiern. Er ist ein fester Bestandteil der Kirchengemeinde Eisenach und des kulturellen Lebens der Stadt.
Im Sommer 1925 wurde Rudolf Mauersberger zum Landeskirchenmusikwart der Thüringer
evangelischen Kirche und zum Kantor an der Eisenacher Georgenkirche berufen. Schon im
Herbst dieses Jahres gründete er den Bachchor und den Georgenkirchenchor. “Am 26.
Oktober [1925] wird im Konfirmandensaal in der Oberen Predigergasse die erste Probe
gehalten...Der ersten wohlgelungenen Aufführung des Weihnachts-Oratoriums am 4. Advent
1925 folgen Matthäus- und Johannes-Passion, die Hohe Messe in h-moll, Kantaten und
Motetten.....” Damit begann ein neues Kapitel der Bachpflege in Bachs Geburtsstadt und an
seiner Taufkirche, denn Rudolf Mauersberger verstand “vom Beginn an die Bachpflege in
Eisenach als zum kirchlichen Leben unbedingt gehörig und damit als ausschließlich dem
kirchlichen Leben verpflichtet.” Allerdings war die Gründung des Bachchores in Eisenach -
besonders im hiesigen Musikverein - nicht unumstritten. Noch beim Wechsel in der Chorleitung
1930 legt der Musikverein dem Kirchenvorstand eine “Denkschrift über die gegenwärtigen
Zustände im Chorvereinswesen Eisenachs und Vorschläge zu dessen Gesundung” vor.
Mit der Berufung Rudolf Mauersbergers zum Kreuzkantor nach Dresden im Jahre 1930 schien
ein schmerzlicher Einschnitt nach nur fünf Jahren Tätigkeit in Eisenach gegeben zu sein. “Die
Frage der Nachfolge wurde jedoch auf das Glücklichste gelöst: ... Erhard Mauersberger folgte
am 1. Juli 1930 dem Bruder in seinen Ämtern nach.” Außer den großen Werken der Chormusik
werden ab 1937 in regelmäßigen Konzerten Kantaten von Johann Sebastian Bach zu Gehör
gebracht. Die Kriegszeit bringt - nicht zuletzt auch wegen der Einberufung von Erhard
Mauersberger - 1944 eine Unterbrechung. Die erste Kantate nach dem Krieg wird am 16. Juni
1945, 17,30 Uhr in der Nikolaikirche aufgeführt: BWV 79 “Gott, der Herr, ist Sonn und Schild”.
Eine Zeitzeugin berichtet: “...Der Krieg ist zu Ende gegangen und hat vieles mit sich gerissen.
Als es bekannt wird, daß Mauersberger mit seinem Chor und einem aus Eisenacher Musikern
zusammengestellten Orchester eine Bach-Kantate singen wird, da strömt es zur Nikolaikirche,
die längst nicht alle fassen kann, die nach Wahrheit und Frieden, nach Gottes Wort und der
Musik Joh. Seb. Bachs hungern.”
Im Jahr 1960 übernimmt Herbert Peter den Bachchor, da Erhard Mauersberger zum
Thomaskantor in Leipzig berufen worden war.
Es ist in der 800 jährigen Geschichte der beiden großen sächsischen Knabenchöre einmalig, daß diese beiden Chöre von zwei Brüdern geleitet werden. Und beide waren sie unmittelbar davor Kantoren in Eisenach!
Neben der klassischen Literatur werden unter Herbert Peter auch
moderne und zeitgenössische Werke aufgeführt.
Zum Bachgedenkjahr 1985 plante Herbert Peter mehrere Aufführungen von Kantaten Bachs
im Rahmen von Musikalischen Vespern bzw. Gottesdiensten. Sein Nachfolger Ekkehard
Knechtel übernahm diese Idee. Er führt die Traditionen des Bachchores fort. Nach 1990
konzertiert der Chor unter anderem auch in USA und Tschechien.
Seit 1. Dezember 2002 leitet Christian Stötzner den Eisenacher Bachchor und führt die nun
90jährige Bachchortradition weiter. Konzerte in Erfurt, Marburg, Fulda und Berlin ergänzten in den letzten Jahren die Arbeit des Bachchores, deren Schwerpunkt nach wie vor die Kirchenmusik an der Taufkirche Johann Sebastian Bachs ist.