13.05.2020
Corona - kurz und knapp - 16. Mai

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Christian Müller 

Unser tägliches Brot gib uns heute. So beten wir es im Vaterunser. Da geht
es um weit mehr als um unsere Nahrung. Es geht um die vielen Dinge, die uns
leben lassen. Es geht um die grundlegenden Bedürfnisse. Um Nahrung und
Kleidung, um Unterkunft und Bücher. Eben all die Dinge, die unser Leben erst
lebenswert machen. Und da brauchen wir noch viel mehr.
Am Ende eines jeden Laufes, den ich absolviere, bete ich für mich das
Vaterunser. Mit der Bitte um unser tägliches Brot verbinde ich dann immer
den Dank, dass meine Beine mich laufen lassen und auch die Bitte, dass es
mir noch lange möglichen ist zu laufen. Mein täglich Brot. Ich bin dankbar
dafür, dass ich diesen Ausgleich vom Alltag zweimal in der Woche haben kann.
Es gibt viele, für die das Laufen wichtiger Teil des Lebens ist. Etwa 16.000
Menschen wären am Sonnabend zusammengekommen, um den Gutsmuths-Rennsteiglauf
in verschiedenen Längen zu bewältigen.
Am Ende des Laufes hätte für die meisten der Schmiedefelder Sportplatz
gestanden. Es ist ein besonderes Ereignis, dort nach anstrengenden
Kilometern einzulaufen. Unglaublich viele Menschen stehen am Rand der
Strecke und jubeln. Es ist nicht nur der Jubel für die Ersten im Ziel,
sondern auch für die, die weiter hinten kommen. Für die, die mit
Leichtigkeit ins Ziel schweben, oder auch die, die sich mit letzter Kraft
den letzten Anstieg zum Ziel in Schmiedefeld hochquälen. Für die Läuferinnen
und Läufer ist das Motivation durchzuhalten, bis ins Ziel zu rennen. Ebenso
gehört es dazu, dass sie sich untereinander beflügeln.
In diesem Jahr wird das alles anders sein. Der Rennsteiglauf ist abgesagt.
Stattdessen gibt es die Aktion #RENNSTEIGLÄUFERatHOME. Wer will, kann für
sich allein unter Einhaltung aller Abstandsregeln, seinen Lauf absolvieren,
in den Längen der verschiedenen Rennsteig-Laufstrecken, von 1,1 km für die
Kleinsten, bis 73,9 km für die Supermarathonläufer. Jeder soll seine Strecke
in der heimatlichen Umgebung unter die Füße nehmen. Nur der Zieleinlauf in
Schmiedefeld fehlt.
Ich denke, die meisten Läuferinnen und Läufer sind es gewohnt, allein
unterwegs zu sein, allein mit sich und der Natur und genießen das auch.
Es ist schön, dass es auch in den letzten Wochen möglich war zu laufen,
trotz Corona-Einschränkungen. Unser tägliches Brot gib uns heute. Danke.

 

Christian Müller - Neukirchen im Wartburgland.

 

Andacht 4 Ch. Müller