01.04.2020
Corona - kurz und knapp - 6. April
Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Susanne-Maria Breustedt,
Wunderbare Musikstücke, Slapsticks, Karikaturen werden in diesen Tagen im Netz weitergegeben, um sich gegenseitig aufzumuntern, zu trösten, die Zeit zu vertreiben oder angesichts der Krise den Humor nicht zu verlieren. Es ist erstaunlich, wieviele kreative Ideen in kurzer Zeit entstehen und weiter verbreitet werden. Ob sie uns zum Lachen bringen oder zum Nachdenken – es sind alles Zeichen gegen die Angst: die Angst vor der Krankheit, die Angst vor der Zukunft, die Angst vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch.
Auch alte Texte werden wieder zur Hand genommen und entfalten ihre Kraft. Dazu gehört ein wunderbares Gedicht von Mascha Kaleko, das mir eine Freundin geschickt hat. Mascha Kaleko ist um die 60 Jahre alt, als sie es schreibt. Es heißt REZEPT und erschien 1967 zuerst in einer Zeitung. Im Oktober 1968 wurde es in ihren Gedichtband Das himmelgraue Poesiealbum aufgenommen. Nur wenige Monate zuvor war ihr einziger Sohn Steven ganz plötzlich an einer schweren Krankheit verstorben.
Rezept
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.
Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
Wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.
Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.
Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
Zum Weggefährten.
Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten
Kurz bevor Jesus in Jerusalem einzieht hören wir, dass er durch seinen Leidensweg den Menschen dienen will, indem er ihnen den Weg zu Gott neu eröffnet. Dieser Weg bedeutet, Gott ganz und gar zu vertrauen, auch wenn der eigene Wille oder große Ängste dagegen stehen. Also:
Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Susanne-Maria Breustedt aus Creuzburg.
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Andacht Breustedt