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Ein Wort zum Tage von Pfarrer Christian Müller; Musik: Ricarda Kappauf und Anna Fuchs-Mertens

Stille. Es gibt Stille, die ist schön, der Moment zwischen dem verklungenen letzten Akkord und dem Applaus, die Stille zwischen Liebenden auf der Bank, der Sonnenuntergang über der spiegelglatten See.

Es gibt Stille, die ist unheimlich: die Stille nach dem großen Knall oder die Stille in der Dunkelheit.

Und es gibt Stille, die ist bedrückend wie die Stille beim Kontaktverbot oder die Stille nach dem letzten Atemzug.

Heute ist ein Tag dieser Stille. Gestern war da der Lärm der Soldaten und der vielen Menschen, die Jesus ans Kreuz gebracht haben, die Befehle, die Peitschenhiebe, die Schreie vor Schmerz, Wut und Angst. Das Hämmern auf die Nägel am Kreuz.Jetzt ist Stille. Jesus ist tot, der Sohn Gottes ist gestorben, hingerichtet. Für die einen ist wieder der Alltag, oder der Feiertag, für die anderen ist der Schmerz und die Trauer. Es ist eine Stille, die nur schwer zu ertragen ist, man möchte schreien. Jesus ist nicht mehr da, er fehlt seinen Jüngerinnen und Jüngern.

Doch im Glaubensbekenntnis sprechen wir von dem besonderen Ereignis: Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Er ist bei den Toten, auch einer von ihnen, aber zugleich ist er einer, der dieses Totenreich wieder verlässt. Morgen folgt Ostern, und das gilt auch für die Toten. Jesus ist bei ihnen, damit sie auch ein neues Leben haben werden. Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Als Erlöser. Morgen wird alles neu, morgen früh wird die Stille ein Ende haben und der Osterfreude weichen. Das wissen wir und das feiern wir Jahr für Jahr.

Dieses Jahr hat dieses „Morgen früh wird alles gut“ einen bitteren Beigeschmack. Wann wird für uns alles gut, wann hört diese komische Zeit auf? Wann hat diese drückende Stille unserer Tage ein Ende?

Wir wissen es nicht, sondern wir müssen bis dahin die Stille aushalten, aber wir brauchen die Hoffnung nicht zu verlieren. Es kommen bestimmt wieder die Zeiten der Stille, die wir genießen können.

Christian Müller - Neukirchen