01.12.2020
Lichtblick Advent - 1. Dezember
Ein Wort zum Tage von Pfarrer Manfred Hilsemer
Macht hoch die Tür,
die Tor macht weit….“. So beginnt eines der schönsten und bekanntesten Adventslieder.
Dabei denkt man unwillkürlich an die Türen des Adventskalenders. Aber natürlich ist auch an die Herzenstüren gedacht, die man gerade in der Adventszeit für die Geburt des Jesuskindes öffnen soll.
Über die Entstehung dieses Liedes wird folgendes erzählt:
Man schreibt das Jahr 1623. In Königsberg, im Ortsteil Altroßgarten, war gerade die neue Kirche eingeweiht worden. Alle Leute in Altroßgarten freuten sich darüber, besonders die Bewohner des Armen- und Siechenhauses, denn für die meisten von ihnen war der Weg zum Dom in die Stadt zu weit.
Doch der Fisch- und Getreidehändler Sturgis ärgerte sich über die armseligen Gestalten, die sich da sonntags früh neuerdings über sein Nachbargrundstück, vorbei an seinem Esszimmerfenster, zur Kirche begaben. So kaufte Sturgis kurzerhand dieses Grundstück, ließ einen Zaun setzen. An der Vorderseite des Grundstücks ließ er zwar ein großes Tor einbauen, aber das war immer verschlossen. Um zur Kirche zu kommen, mussten die Armenhäusler nun einen sehr weiten Umweg machen.
Als die nächste Adventszeit kam, war der Chor der Kirchgemeinde eingeladen, sein Adventssingen im Haus des Fischhändlers Sturgis abzuhalten. Zur vereinbarten Stunde stellte sich der Gemeindepfarrer Georg Weissel zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde und den Armenhäuslern vor das verschlossene Tor. Georg Weissel hatte kurz zuvor das Lied „Macht hoch die Tür…“ geschrieben. Jetzt sang es der Kirchenchor dort vor dem Tor. Verduzt schaute Sturgis aus dem Fenster seines Hauses: Warum stand der Chor dort drüben vor dem verschlossenen Tor und kam nicht ins Haus? – Doch dann verstand er: Er öffnete das Tor! Seither blieb das Tor für die Kirchgänger geöffnet.
Übrigens: Die Altroßgärtner Kirche wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt. 1968 wurden die Grundmauern endgültig abgetragen
Hilsemer