18.12.2020
Lichtblick Advent - 18. Dezember

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Christian Müller

Kater Oreo ist in diesem Sommer auf dem Dachboden unseres Schuppens zur Welt gekommen. Seine Mutter ist eigentlich die Katze der Nachbarn, doch sie suchte wohl einen ruhigen Platz für die Kinderstube. Sie brachte vier Kätzchen zur Welt, doch nur Oreo überlebte den Sommer.

Der kleine Kater und seine Mutter waren nun immer auf unserem Grundstück, zuerst auf Distanz, doch immer waren sie da. Mal saßen sie schon am Morgen vor der Tür, mal tauchten sie er gegen Mittag aus den Büschen auf. Doch immer mehr machten sie uns deutlich: Wir wollen zu euch gehören. Mit Beharrlichkeit erreichten sie, dass dann doch irgendwann der Napf mit Katzenfutter dastand.

Und wir wurden belohnt: die fröhlich spielende kleine Katze, die mit ihrer Mutter ein wahres Unterhaltungsprogramm hinlegte.

Stück für Stück sind uns die beiden immer näher gekommen. Die Katzenmutter mit viel Zurückhaltung und der kleine Kater, der sich bespielen und bekuscheln lässt.

Vor drei Wochen war der kleine Kater plötzlich weg. Und ein Gefühl von Trauer machte sich schnell breit. Er fehlte. Um so größer war die Freude, als er unversehrt wieder auftauchte. Eben eine Katze. Doch er hat es nun geschafft, er ist Teil des Familienlebens geworden.

Warum erzähle ich das? Die Katzen zeigen uns, wie man Herzen erobert. Mit Freundlichkeit und Beharrlichkeit. Ich denke, das funktioniert auch zwischen Menschen. Eine gute Beziehung aufzubauen braucht die Gabe dem anderen gegenüber freundlich und offen zu sein, sich in den anderen hineinzudenken und zu fühlen, ihn verstehen zu lernen. Und es braucht eine Geduld, die immer wieder nachfragt und nachgeht. Mit einem Strohfeuer erreicht man niemanden.

Um Freundlichkeit und Beharrlichkeit geht es auch im Advent. Es sind Gaben Gottes für uns Menschen. Immer wieder möchte Gott uns nahe kommen, auf die verschiedenen Wege, beharrlich. So erwarten wir das Kommen Gottes als Kind. Und was gibt es Schöneres, freundlicheres als die Gabe eines Kindes, das die Welt kommt?

Andacht Christian Müller