03.12.2020
Lichtblick Advent - 3. Dezember

Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Anett Blume-Baum

Auf einem Kalenderblatt durfte ich in diesem Jahr lesen: "Wer nicht neugierig ist, verpasst das halbe Leben." Ich weiß nicht genau, ob ich diese Lebensweisheit unterschreiben würde. Aber beim Nachsinnen über diese Worte muss ich mir eingestehen: Ja es stimmt, ich bin neugierig, nicht nur im Blick auf die ungelösten Rätsel der Menschheitsgeschichte, sondern auch im Blick auf meinen kleine Alltagswelt.

Wie sehr speist heute noch diese kindliche Freude - von Neugier getragen - mein Erinnern an die Türchen meines Adventskalenders aus Kindertagen, hinter denen sich ein kleines Bild verbarg. Und wie sehr hat es mich gefreut, vor ein paar Jahren - von Freunden geschenkt - einen Adventkalender in den Händen halten zu dürfen. Sie wussten um meine Vorliebe für Honig und nun verbarg sich hinter jedem Türchen des Kalenders ein Gläschen eben von selbigem darin. Schöne Idee möge man meinen. Aber wie schnell wurde dies zu einem Albtraum, denn bis in den Februar verwandelte sich meine Küche in ein Meer von Honiggläschen, denn es war unmöglich, jeden Morgen einen solchen zu verzehren.

Für nichts anderes war mehr Platz und mein Entschluss wurde in diesen Tagen geboren, gerade die Adventszeit frei zu halten von dem Zuviel, das immer mehr mein Leben bestimmt. So gesehen, liegt das kleine Stück Segen des großen Unglücks, das diese Zeit heute beschreibt, für mich darin, dass mein Blick für die wichtigen Dinge des Lebens geschärft wird, das mein Leben reduziert wird auf das Wesentliche. Ich brauche keine 24 Honiggläschen, sondern nur den Blick auf den Stern, das Kind, die Engel, die Frieden auf Erden verkünden. Reduziert auf das Wesentliche bedeutet das vielleicht, nur eine Kerze auf dem Tisch stehen zu haben, die Stille und Ruhe verspricht, um wieder eine Ahnung davon zu bekommen, wie reich mein Leben - trotz aller Brüche und Umbrüche - gesegnet ist, um wieder zum wirklichen Leben zurückzufinden und nicht unter 1000 Plasteweihnachtsmännern erstickt zu werden, sondern aus diesem Beschenktsein heraus wieder zu spüren, was meine Aufgabe hier auf der Erde ist. Das heißt das weiterzugeben, was mir geschenkt ist an Zeit, Liebe und Hoffnung, um die Weihnachtsfreude mit anderen zu teilen. Um genau dies wieder zu verstehen, brauche ich wirklich nur meine Kerze auf dem Tisch und vielleicht noch diese liebevoll gestaltete Adventskarte, die mir meine Freundin schrieb.

Und in dieser stillen Zeit merke ich wieder, dass ich neugierig bin, neugierig auf dieses andere ,reduzierte‘ Weihnachten, um das Wesentliche wieder sehen zu lernen: den Stern, das Kind in der Krippe, den Friedensruf der Engel zu hören, und mich einladen zu lassen zu diesem Fest, dessen Botschaft unter teuren Geschenken droht vergessen zu werden. Gott kommt auf die Welt und sucht für sich in meinem Herzen ein Zuhause. Amen.

A. Blume-Baum - Andacht