28.04.2020
Corona - kurz und knapp - 1. Mai
Ein Wort zum Tage von Pfarrer Georg-Martin Hoffmann
Im Buch Numeri im 11. Kapitel lese ich, wie sich Mose darum sorgt, ob das murrende Volk satt wird. Und Gott antwortet dem klagenden Mose: Ist denn die Hand des Herrn zu kurz? Die Herrnhuter Losung für den 1. Mai. Ist denn die Hand des Herrn zu kurz? Dazu passen die Worte aus der Bergpredigt im Matthäusevangelium, Kapitel 6: Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist, wie eine von ihnen. Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
Dem Roman, den ich lesen will, ist ein Gedicht vorangestellt. Von Mascha Kaleko. Rezept.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
und der Anzug im Schrank.
Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.
Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muss, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.
Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
geht es um dich oder ihn.
Dein eignen Schatten nimm
zum Weggefährten.
Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruss mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiss deine Pläne. Sei klug
und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Georg Hoffmann, Mihla.
Andacht-3 Hoffmann