13.05.2020
Corona - kurz und knapp - 18. Mai

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Dr. Michael Beyer

Geschafft! Endlich haben wir es überstanden… Lange, viel zu Lange sind wir eingesperrt gewesen. Lange, viel zu Lange mussten wir auf allzu viel Liebgewonnenes verzichten. Enger und immer enger wurde uns unser zuhause. Schwer und immer schwerer fiel es uns, alle Beschränkungen einzuhalten. Nun, endlich ist es soweit. Nun, endlich dürfen wir wieder. Also los! Auf, hinaus und… Was? Was sagst Du? Noch warten? Warum denn? Wie kommst Du darauf? Haben wir nicht viel zu Lange schon gewartet, ausgeharrt? Ist es nicht nun endlich Zeit, wieder frei, wieder wir selbst zu sein? Die Taube ist doch zurück, Noah! Und sie hatte ein frisches Ölblatt im Schnabel! Also hat sich das Wasser doch zurückgezogen! Also ist die Gefahr doch gebannt! Worauf… warten wir dann noch?

„Die Taube kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, sie hatte ein frisches Ölblatt in ihrem Schnabel. Da merkte Noah, dass die Wasser sich verlaufen hatten. Aber er harrte noch weitere sieben Tage und ließ die Taube ausfliegen; sie kam nicht wieder zu ihm.“ (Genesis 8, 11f)

„Nein, mein Freund,“ sagte Noah: „wir müssen noch warten. Noch ist die Gefahr nicht gebannt. Noch ist es zu gefährlich, wieder in den Alltag zurück zu kehren. Wir Menschen sind ja keine Vögel; uns fehlen die Flügel, um den Gefahren einfach davon fliegen zu können. Die Wasser haben sich zwar verlaufen, also an wenigen Stellen konzentriert und gesammelt. Aber sie sind noch da. Die Gefahr ist noch da. Lass uns also noch warten, bis es sicher ist. Erst wenn die Taube nicht wieder zurückkehrt; erst also, wenn die Gefahr gebannt ist, sollten wir wieder unbesorgt nach draußen gehen. Gott hat uns bisher in dieser Krise bewahrt und behütet. Er wird es gewiss auch weiterhin tun, bis wir gesund und wohlbehalten wieder nach draußen, in unseren Alltag zurückkehren können.“

 

Pfarrer Dr. Michael Beyer, Oberellen

Andacht Michael Beyer 2