16.04.2020
Corona - kurz und knapp - 19. April
Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Susanne-Maria Breustedt
Achtzehn Kinder wurden seit Ostern in Eisenach geboren. Emil, Leni Rose, Sofia, Zoe und Noah heißen die Neugeborenen, die gestern mit einem Foto in der Zeitung vorgestellt wurden. Ernst und mit gerunzelter Stirn wirken sie eher skeptisch nach der anstrengenden Geburt. Sie rühren unsere tiefsten Gefühle an, weil sie so klein und hilfsbedürftig sind und doch mit ihren ganzen Körperchen ausdrücken können, was sie jetzt unbedingt brauchen: Zuwendung, Liebe und Wärme, Muttermilch oder die Bewegung, die sie aus der Zeit im Mutterleib so gut kennen. Sie fordern ihre Eltern ganz und gar, egal, zu welcher Tages- und Nachtzeit.
Wie die neugeborenen Kinder dürfen wir nach Gottes Liebe, nach seiner Nähe verlangen, mit der wir in Jesus Christus durch die Taufe verbunden worden sind. Das sagt jedenfalls der Name dieses Sonntags: Quasimodogeniti. – …wie die neugeborenen Kinder.
Der seltsame Name stammt aus der Liturgie der alten Kirche. Alle, die nach wochenlanger Vorbereitung in der Osternacht getauft worden waren, feierten eine Woche später Gottesdienst und Abendmahl. Die weißen Gewänder, die ihnen als Zeichen für den in der Taufe neugeborenen Menschen umgelegt worden waren, legten sie wieder ab. Äußerlich waren sie nicht mehr als Christen zu erkennen. Aber an ihrem Glauben und ihrer Lebensart, ihrer Zuversicht und ihrer Sorge um die Schwachen sollte man sie erkennen können.
Deshalb wurde an diesem Sonntag auf Latein aus dem 1. Petrusbrief gelesen: So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch - quasimodogeniti - wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil, da ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.
Der Sonntag heute erinnert uns also daran, dass wir durch Gottes Liebe neu geboren sind und wir wie Neugeborene mit unserer ganzen Lebenskraft nach dem Heil in Christus verlangen dürfen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, immer wenn wir seine Nähe brauchen.
Pastorin Susanne-Maria Breustedt Creuzburg.
Andacht 2 Breustedt