25.05.2020
Corona - kurz und knapp - 27. Mai
Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Cornelia Biesecke, Musik von Martin Biesecke
„O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein! Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein!“ So beginnt das Kirchenlied dieser Woche. Sehnsüchtig klingt das. Und ungeduldig. Ich sehe die Jünger vor mir. Sie sitzen beieinander und warten. Jesus ist weg. Jedenfalls hat er sich von ihnen verabschiedet. Sie sehen ihn nicht mehr. Ihr Blick in die Zukunft ist ungewiss. Licht und Klarheit? Fehlanzeige. Was ist richtig? Was nicht? Nun warten sie darauf, dass sich erfüllt, was Jesus versprochen hat: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen.“ Der ist aber noch nicht gekommen. Also warten sie. Und hoffen. Und beten. Vielleicht so: „O komm, du Geist der Wahrheit“.
Glauben heißt eben auch: Warten. Wir warten. Seit vielen Wochen. Das fällt uns schwer. Wir wollen eine Perspektive, ein Datum. Wann ist es endlich vorbei mit Corona? Wann ist es endlich wieder gut? Manche gehen auf die Straße. Fordern. Kritisieren. Reden von Verschwörung. Schluss mit den Beschränkungen. Jetzt. Sofort. Das ist unser Recht.
Ja, ich bin auch ungeduldig. Vermisse die offene Gemeinschaft, das gemeinsame Singen im Gottesdienst, das Miteinander in den Gemeindegruppen.
Auch ich will Gewissheit, keinen verschwommenen Blick in die Zukunft . Gott! Los jetzt! Mach was!
Die Jünger Jesu saßen beieinander. Sie wussten nicht, was kommt. Sie konnten nur warten. Und hoffen. Und beten. Dass die Kraft kommen wird. Der heilige Geist. Der sie neu beflügeln wird. Ihnen Mut macht. Er kam. Zu Pfingsten. Und er kommt, immer wieder.
„O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein!“ Das bitte ich und hoffe. Und glaube. Trotz aller Ungewissheit.
Cornelia Biesecke, Eisenach.
Martin Biesecke (Musik – Improvisation zu EG 136).
C. Biesecke 2 - Andacht