24.05.2020
Corona - kurz und knapp - 26. Mai
Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Susanne-Maria Breustedt
Corona kurz und knapp
Im Oktober 2019 wurden die neuen Buntglasfenster der Heilig-Kreuz-Kirche in München-Giesing in einem Festgottesdienst der Gemeinde übergeben. Große Freude herrschte über das gelungene Projekt. Alles was Odem hat, lobe den Herrn.
Niemand konnte damals ahnen, welche Aktualität dieses außergewöhnliche Kunstwerk wenige Monate später gewinnen würde. In zartem blau streben die Scheiben in den hohen neugotischen Fenstern in die Höhe und tauchen den Altarraum in klares Licht. Die Engel auf dem Hochaltar scheinen in den Himmel entschweben zu wollen. Erst beim näheren Hinsehen erklären sich die gleichmäßigen geometrischen Formen. Tatsächlich, es sind Lungenflügel.
Tausendzweihundert Röntgenbilder, zum Teil anonymisiert von Ärzten zur Verfügung gestellt, aber auch von Gemeindegliedern, dem Ortspfarrer und dem Künstler, sind hier zu Flügeln der Lüfte geworden. „Der Mensch beginnt sein Leben mit dem ersten Atemzug und beendet es mit dem letzten“, so erklärte Christoph Brech seine künstlerische Idee.
Und Gott ist Anfang und Ende. „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ heißt es im 1. Buch Mose.
und im 104. Psalm: nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
Die Riesensammlung von Thoraxaufnahmen spiegelt die einzigartige vielfältige Schöpfung Gottes. Weil wir in den Körper hineinschauen, lenkt Äußeres nicht ab: Hautfarbe, Geschlecht, Alter, spielen keine Rolle. Einige wenige kranke Organe sind darunter, Herzschrittmacher sind teilweise zu erkennen. Sie erzählen von der Gewissheit um die Endlichkeit allen Lebens. Was alle miteinander verbindet, was bleibt, ist das Urmenschliche (Ch. Brech). „Ebenso kann man im Anblick der Fenster sagen, jeder nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach – das Schlüsselbein bildet mit dem Rückgrat das Kreuz“, sagt der Künstler.
Von Gott geschenktes Leben. Belebender Atem, schwere Last. Wie viele Lungen wurden in diesem Frühjahr geröntgt, wie viele Menschen wurden geheilt, wie viele konnten nicht wieder gesundwerden.
Gottes Lebensatem strömt. Er bewegt uns, sein Lob anzustimmen und schenkt uns die Kraft, das eigene Lebenskreuz zu tragen. Hin strebt alles zu Gottes Ewigkeit, in die Höhe, in die Lüfte, in die Weite.
Susanne-Maria Breustedt, Creuzburg.
Andach Breustedt 24.05