11.12.2020
Lichtblick Advent - 11. Dezember

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Andreas Staemmler

Wir befinden uns in der Vorgeschichte zur Heiligen Nacht. Ein Engel kündigt die Geburt des Herrn der Welt an. Er begrüßt Maria: „Der Herr ist mit Dir“.  Wer das hört, weiß, was die Uhr geschlagen hat. Gott legt seine Hand auf einen Menschen. Eine Gottesgeschichte beginnt. „Siehe, du wirst einen Sohn gebären“. „Wie soll das zugehen?“, fragt Maria. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich!“, antwortet der Engel.

Wir müssen mit diesem Satz sorgsam umgehen. Viele Dinge sind bei Gott unmöglich. Gott macht den Mond nicht zur Sonne. Auch bleiben Zwei mal Zwei Vier. Was der Engel sagt, lautet genauer übersetzt: „Gott hält, was er verspricht“. Gott hält sein Wort. Schau, Maria, deine Cousine Elisabeth bekommt in ihrem Alter unverhofft ein Kind. Schon mit Abraham und Sarah hat Gott so angefangen. Auch sie hatten keine Kinder. Und doch stammt von ihnen das Volk Israel ab. Was haben die alten Ehepaare und die junge Frau Gott zu bieten? Wie können sie Hand mit anlegen, damit Gottes Geschichte anfangen und weitergehen kann?

Was mit Maria beginnt, hat auf ihrer Seite keine Voraussetzung. Das neue Leben in Maria beginnt unter Ausschluss menschlichen Willens zu Fortpflanzung und Familiengründung. Marias Antwort macht die Geburt Jesu nicht erst möglich. „Mir geschehe, wie du gesagt hast!“ Wird sie dadurch schwanger? Der Engel sagt Maria: „Gott führt aus, was er dir hiermit zusagt. Mit dir wird neue Gottesgeschichte beginnen. Mit dir wird neues Leben beginnen. Durch dein Kind sollen alle Menschen Mut zum Leben bekommen.  Durch dein Kind sollen alle Menschen Teilhaber am Leben Gottes werden“.

Maria schafft keine Voraussetzungen für die Geburt ihres Kindes. Sie stimmt dem zu, was Gott mit ihr begonnen hat. Maria glaubt Gott. Glauben heißt, bejahen, was Gott mit uns anfängt. Glauben heißt, das neue Leben begrüßen, das Gott in uns aufweckt. So geht es zu, wenn die Beziehung zwischen Gott und Mensch mit neuem Leben erfüllt wird. Gott fängt mit uns an, wo wir ihm nichts anbieten können. Gott – sagt der Engel – kann das.

Bild: Verkündigung (nach Da Vinci), 2003, Jost Heyder.

A. Staemmler - Andacht