06.12.2020
Lichtblick Advent - 2. Advent - Nikolaustag
Ein Wort zum Tage von Pfarrer Armin Pöhlmann
Bischof Nikolaus
In der Nikolaikirche in Eisenach am Karlsplatz, da steht er, in der linken Altarhälfte: Der Bischof Nikolaus. Wenn ich ihn Kindern zeige, gibt es meist Verwunderung, denn viele stellen sich den Nikolaus als einen alten Mann mit langem roten Mantel, Kapuze und Sack auf dem Rücken vor. Unser Nikolaus hat ein Bischofsgewand und in der Hand trägt er ein Buch mit drei goldenen Kugeln. Das ist nur richtig, denn Nikolaus war ja ein Bischof in der alten Zeit der Christenheit, und die bekannteste Geschichte von ihm dreht sich darum, wie er dreimal in der Nacht heimlich einen Sack Gold in das Haus einer armen Familie wirft, und so die drei Töchter vor Schande und Armut rettet. Er machte das heimlich, und niemand wusste, woher das Gold kam – erst später muss es wohl entdeckt worden sein, sonst hätte man die Geschichte ja gar nicht von ihm erzählen können.
Der Nikolaus ist jemand, der heimlich gibt. Das ist sein eigentliches Markenzeichen. Er gibt etwas, aber er möchte keinen Dank und keinen Lohn. Er tut etwas Gutes und redet nicht darüber. Man hat ihn später in Rollen hineingedrängt, die vollkommen falsch sind. Als Kind musste ich im Kindergarten ein Gedicht aufsagen, damit mir der sogenannte Nikolaus ein Geschenk gibt. In amerikanischen Filmen sieht man den Santa Claus vor dem Kaufhaus auf einem Thron sitzen, und die Kinder stehen in einer langen Schlange – sie lassen sich mit Santa Claus fotografieren und bekommen ein Geschenk. Dem echten Bischof Nikolaus hätte es vor so einer Inszenierung gegraut: Im Mittelpunkt stehen als Geber der Gaben? Nein, auch das wollte er nicht.
Nikolaus, das ist Bescheidenheit. Sich nicht rühmen lassen vor den Menschen. Wenn du Almosen gibst, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, so sagt Jesus. Nikolaus ist das lebende Beispiel dafür gewesen. Wenn mich das nächste Mal die Kinder fragen, wer die Sachen in die Stiefel tut, dann werde ich sagen: "Das ist einer, der will nicht, dass man sich bei ihm bedankt. Der freut sich einfach, wenn die Kinder sich freuen – das ist ihm genug."
Pfarrer Armin Pöhlmann - Eisenach
A. Pöhlmann - Andacht Nikolaus (1)