18.12.2024
Lesepredigt zur Weihnachtsgeschichte des Lukas

Eine kurze Predigt zur Weihnachtsgeschichte des Lukas, auch zur Ergänzung eines Krippenspieles möglich zu halten.

Ist das nicht schön, liebe Gemeinde des Heiligen Abends?

Es ist Weihnachten geworden.
Der Baum leuchtet.
Die Stille Nacht ist besungen,
eine Insel der Glückseligkeit.
Haben wir da noch Wünsche?
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden…“

Ja, Frieden auf Erden. 

Wenn wir das Glück im Kleinen feiern, wird uns das große Unglück um so schmerzlicher bewusst.

Wenn wir heute mit Wünschen zu Gott gekommen sind in diese Kirche, dann sind es solche, dass der Krieg enden möge und all diese Ängste und Sorgen, in die er so viele Menschen gestürzt hat. In der Ukraine, vor allem in der Ukraine, aber auch bei uns.

Wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen, die sich davor sorgen pleite zu gehen. Wir dürfen uns aber nicht von den Ängsten beherrschen lassen.

Weihnachten ist ein Grund inne zu halten. Stehen zu bleiben und einen Schritt zurückzutreten. Die Szene an der Krippe einmal zu überblicken und die Weihnachtsgeschichte zu uns sprechen zu lassen:

Ein Neugeborenes nicht im Kinderbettchen, sondern in der Futterkrippe. Aber dennoch geliebt und umsorgt von Mutter und Vater. In Armut geboren, von Armen besucht: Hirten. Und dennoch oder vielleicht gerade deswegen geht der Himmel auf. 

Gottes Glück kommt nicht zu den Menschen, die viel haben. Engel erscheinen jenen, die es nötig haben.

Aber vielleicht können wir so gar nicht mehr denken. Es scheint manchmal, dass es nur noch den einen Glauben gibt: „Ich lebe, weil ich habe.“

Treten wir einen Schritt zurück und schauen auf die Krippe: Gottes Glück kommt zu jenen, die es nötig haben. Sie hören die Botschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Martin Luther übersetzte: „… und den Menschen ein Wohlgefallen.“ „Ein Wohlgefallen“ oder „seines Wohlgefallens,“ manche Irrtümer der Menschheit liegen in der Grammatik und sind also reine Denkfehler.

Denn ist uns wirklich ein Wohlgefallen versprochen? Wer sollte uns das versprechen: Der Himmel oder ein fürsorglicher Staat? Manche glauben das wohl und sind nun vom Leben, von der Welt, von Gott und seiner Kirche enttäuscht. 

Wenn wir genau hinhören, singen die Engel nicht von Frieden und Wohlstand für alle Menschen. Schade vielleicht, aber treten wir einen Schritt zurück. Seien wir bescheiden, dann hören wir eine andere und nicht weniger tröstliche Botschaft:

„… und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Die Menschen, die Gott wohl gefallen, finden Frieden. Ein Mensch über den Gott seine Freude hat, der findet auf der Erde schon seinen Frieden und nicht erst im Himmel. Wer hier glaubt und vertraut, der hat darin das Gottes Glück gefunden.

Es ist ein großes Geschenk, wenn ein Mensch seine Mitte gefunden hat. Wenn er für sich erkannt hat, ein Kind Gottes zu sein. Und selbst, wenn Du das nicht in Worte fassen kannst, vermag Gott es ins Herz zu legen: In Christus gibt es einen Frieden, der ist nicht von dieser Welt.

- - - Den folgenden Abschnitt kann man überspringen, wenn es ganz kurz sein muss - - - 

In dieser Welt ist manches nur schwer auszuhalten. Wir wollen uns jetzt nicht den Abend verderben und aufzählen, was in diesem Jahr alles so schwer zu ertragen war und wo es bergab ging. Das wird zu Recht an vielen anderen Abenden debattiert. Dieser Heilige Abend soll gerettet sein, weil wir uns an die Geburt des Retters erinnern. In den Liedern singen wir, dass der Heiland geboren ist. Heiland ist ein schönes altes Wort: Einer, der das Land wieder heile macht. Aber ist das nicht schon wieder zu hoch gegriffen - das ganze Land? Reicht es nicht, wenn er Dein Leben heil macht; wenn Du Dich gerettet weißt, komme was mag. Wenn Du Frieden machs mit Gott, mit Deiner Situation, mit Deinen Mitmenschen. Nicht indem Du untätig die Hände in den Schoß legst, sondern aufhörst zu Hadern und zu Klagen. „…Still schweigt Kummer und Harm, Sorge des Lebens verhallt: Freue Dich, Christkind kommt bald…“

- - Schluss  - - - 

Heute ist es Weihnachten geworden. Heute treten wir einen Schritt zurück. Wir schauen uns das ganze Bild an der Krippe an: Ist das nicht schön? Was für ein Frieden mitten in aller Armut und allem Streit der Welt. Nimm ihn mit von hier und mache Frieden. AMEN