18.04.2020
Corona - kurz und knapp - 21. April
Ein Wort zum Tage von Superintendent Ralf-Peter Fuchs
Oma kann endlich skypen. Überall sind jetzt Maskierte in den Straßen. Schon bei der Begrüßung winkt man sich zu wie beim Abschied. An der Supermarktkasse kann man eigentlich nur noch gute Laune zeigen bei all dem Applaus und Topfdeckelrasseln. Bei Videokonferenzen sieht man, welcher Kollege zu Hause nicht aufgeräumt hat. Manch einer hat jetzt endlich Zeit für die Dinge, die er bisher erfolgreich verdrängt hatte. Chorleiter können jetzt bei Internetproben alle Chorsänger, die dazwischen quasseln, einfach stummschalten. Und sicherlich, Kinder sind etwas Bezauberndes, aber wer will schon den ganzen Tag verzaubert werden?
Keine Frage, wir machen das gut mit der Krise, wir machen das kreativ und auch sehr tapfer - aber schön muss man das alles nicht finden. Manche Dinge ehrt man auch dadurch, dass man sie vermisst. Man liebt etwas auch dadurch, dass man zulässt, dass es einem fehlt. Man darf das alles jetzt auch mal beklagen, bejammern und darüber stöhnen.
Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, heißt es im biblischen Buch des Predigers (Pred.3, 4). Und in den Psalmen heißt es: Vor Gott schütte ich meine Klage aus (Psalm 142, 2). Manche Dinge sind bei Gott ohnehin besser aufgehoben, als in unserem Herzen.
Klagen ist gesund, wenn es im Rahmen bleibt. Man mache es wie an der Klagemauer in Jerusalem: Eine Zeit lang sein Herz ausschütten und richtig jammern und klagen und dann ist auch wieder Luft, um tapfer zu sein – und ein wenig fröhlich.
Ralf-Peter Fuchs - Eisenach
Andacht Fuchs 2