24.05.2020
Corona - kurz und knapp - 25. Mai

Ein Wort zum Tage von Superintendent Ralf-Peter Fuchs

Es ist immer noch etwas gewöhnungsbedürftig: Früher hätten in uns vermutlich die Alarmglocken geläutet, wenn Maskierte in den Gottesdienst gekommen wären. Jetzt läuten die Alarmglocken, wenn jemand unmaskiert herein kommt. Aber wir können wenigstens wieder zusammen Gottesdienste feiern. Ein zarter Vorgeschmack einer hoffentlich bald wieder eintretenden Normalität.

Ich habe mich in diesen Tagen an einige Zeilen von Dietrich Bonhoeffer erinnert. In seinem Büchlein „Gemeinsam Leben“ schrieb er: „Es ist nichts Selbstverständliches für den Christen, dass er unter Christen leben darf. Jesus Christus lebte mitten unter seinen Feinden. Zuletzt verließen ihn alle Jünger. Am Kreuz war er ganz allein, umgeben von Übeltätern und Spöttern….  Die Gefangenen, die Kranken, die Einsamen in der Zerstreuung, die Verkünder des Evangeliums in heidnischem Lande stehen allein. Sie wissen, dass sichtbare Gemeinschaft Gnade ist.“

Ja, es ist auch Gnade mit Menschen zusammen kommen zu dürfen, mit denen man gemeinsame Überzeugungen teilt. Aber manchmal entdeckt man die Gnadengaben des Lebens eben erst, wenn man sie vermisst. In den vergangenen Wochen haben wir die sichtbare und fühlbare Gemeinschaft in Chören, Gruppen und Kreisen schweren Herzens entbehren müssen.  Vielleicht kann uns diese Zeit aber auch Anstoß sein, noch einmal neu dankbar zu werden für die Zeiten, in denen wir sichtbare christliche Gemeinschaft leben und erleben dürfen. Es ist auch eine Gnade.

 

Ralf-Peter Fuchs - Eisenach

Andacht Fuchs.6 Gemeinschaft