28.12.2020
Lichtblick Weihnacht - 28. Dezember

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Andreas Staemmler

Auf vielen Weihnachtsbildern steht Maria im Mittelpunkt und daneben – oft im Halbdunkel – Joseph, der anscheinend nur taugt, die Laterne zu halten. Manchmal auch kocht er Brei, wäscht Windeln oder hackt Holz.

Joseph wird nicht gefragt. Zweimal wird ihm vom Engel gesagt, was er tun soll. Er selbst bleibt stumm. Die Weisen aus dem Morgenland fallen in größter Selbstverständlichkeit vor ,,dem Kindlein und seiner Mutter nieder“ (Matthäusevangelium). Wo bleibt Joseph? Manchmal sieht er aus, wie der Verlierer der Weihnachtsgeschichte. Er hat nichts davon, der Vater des Kindes zu sein, das sich so merkwürdig entwickelt.

Joseph tut seine Pflicht als Vater des Kindes, das – wie man hört – nicht von ihm sein soll. Was wäre geschehen, hätte er sich verweigert? Doch er nimmt Maria zur Frau. Er schweigt über ihren Zustand. Er besorgt den Esel und den Stall mit der Krippe und organisiert die Flucht nach Ägypten. Joseph wird später den Jungen zum Zimmermann ausbilden. Von ihm wird Jesus die ersten Psalmen lernen. Joseph ist der Nähr- und Ziehvater des Wortes Gottes.

Joseph steht neben der Krippe für die Vielen, die dafür sorgen, daß das Wort Gottes groß wird. Die tun das menschlich Mögliche, den Schatz der Kirche zu erhalten. Wenn das Wort Gottes zu uns gekommen ist, wie zu Maria, dann werden wir auch wie Joseph für das Wort Gottes sorgen können. Und wenn wir meinen, daß wir gar nichts tun können, damit das Wort Gottes in dieser Welt groß wird, dann können wir wie Joseph die Laterne halten, damit die anderen das Kind sehen.

Joseph kann uns ermuntern, uns nach dem Fest nüchtern und sachlich an die Arbeit zu machen: dem Wort Gottes im Alltag dieser Welt eine Heimstatt zu geben. Wo Gott allem menschlichen Tun zuvorkommt und sich selbst in die Welt einbringt, da stehen wir nicht wie begossene Pudel daneben, wie unter einem Sturzbach göttlicher Gnade, sondern da werden wir auch ermächtigt, die heilige Geschichte mitzugestalten.

Andreas Staemmler

Wutha-Farnroda

Andacht A. Staemmler